Unsere technischen Untersuchungen
In Neurologie und Psychiatrie können technische
Untersuchungen notwendig sein. Zum Beispiel kann
bei einer passageren Verwirrtheit oder dem
Verdacht auf eine Epilepsie ein
EEG
weiterhelfen. Nervenverletzungen kann man
hingegen mit
NLG und
EMG
vermessen, um Ursache und Ort der Schädigung
festzustellen. Die Nerven im zentralen
Nervensystem
(ZNS), die Ihre Sinne (Sehen, Fühlen,
Hören) übermitteln, sind ebenfalls mit
den sogenannten
Evozierten Potenzialen
überprüfbar. Wenn die Halsschlagadern
verengt sein könnten oder eine Verengung bereits
bekannt ist, ist eine
Farbduplexsonografie
(ggf. auch zur Kontrolle)
sinnvoll. Zur Diagnostik von Demenz oder
Entzündungen des Gehirns kann eine
Lumbalpunktion notwendig werden.
Auf dieser Seite möchten wir Ihnen diese Techniken kurz
vorstellen.
Stand: 11. Dezember 2022 — MV
Elektroenzephalogramm (EEG)
Ein Gehirn (auch Ihres!)
funktioniert so, dass kleine Gehirnzellen (wir nennen
sie »Neuronen«) über kleine Kabel (wir
nennen sie »Axone«) kleine Ströme hin und
her senden. Da das Gehirn aus sehr vielen
Gehirnzellen besteht (man schätzt sie auf
mindestens 100 Milliarden, also 100.000.000.000 oder
1011
Neuronen), entsteht so ein komplexes wie kompliziertes
Netzwerk aus stromleitenden Kabeln. Doch der Strom
ist nicht chaotisch sondern fein geordnet (sonst
würde das Gehirn nicht funktionieren). Wenn also
tausende Neuronen gemeinsam Ströme hin und her
senden, dann kann man über der Kopfhaut ein
»Strommuster« (eigentlich:
Spannungsdifferenzen, aber das ist hier nicht so
wichtig) ableiten. Dieses nennt man
EEG. Wenn das
Gehirn erkrankt ist und deshalb die Ströme nicht mehr
geordnet sind, dann sieht man das an den EEG-Zacken (wenn
man weiß, wonach man sucht). Wenn Sie zum
EEG kommen,
dann werden wir auf Ihrem Kopf viele kleine Kabel
anschließen. Damit diese den Strom gut ableiten
können, müssen wir unter den Kabelenden
(wir nennen sie »Elektroden«) eine Art Paste
streichen. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass Sie
mit gewaschenen Haaren kommen und kein Haargel,
Haarwachs oder andere Haarprodukte
auftragen. Das
EEG ist nicht
unangenehm. Sie sitzen für etwa 20 Minuten auf
einem bequemen Sessel und müssen immer mal die Augen
auf und zu machen. Im Verlauf werden Sie auch
aufgefordert, heftig ein- und auszuatmen (wir
nennen es »hyperventilieren«), um das
Gehirn zu »provozieren«. Manchmal
kann man nur durch eine solche Provokation
Veränderungen im
EEG erkennen.
Daher sollten Sie sich bei der Hyperventilation schon
Mühe geben!
Evozierte Potenziale (SEP, VEP und AEP)
Wenn Ihre Sinne gereizt werden, dann geben sie einen
Impuls an das Gehirn ab. Bis er dort ankommt dauert
es jedoch einen kleinen Moment (einige Millisekunden,
also Tausendstel von Sekunden). Die genaue Dauer kann man
ziemlich genau voraussagen. Wenn Sie zum Beispiel ein
Bild vor den Augen haben, dann dauert es etwa 100
Millisekunden, bis die Information von den Augen die
Gehirnrinde erreicht. Für jeden Sinn gibt es
einen anderen Ort im Gehirn, wohin der Impuls gesendet
wird. Wenn Sie beispielsweise einen Ton hören
oder an einem Arm etwas fühlen, dann führt
dieser Reiz nach einer recht genau bekannten Zeit zu einer
kleinen Veränderung in den Nervenzellen der
Gehirnrinde. Diese können wir schließlich
messen. Anders formuliert können wir
Veränderungen im Gehirn (wir nennen sie
»Potenziale«) auslösen (wir nennen
es »evozieren«) und im richtigen Moment auf
die Antwort warten. Daher kommt die Bezeichnung
»evozierte Potenziale«. Hautreize nennen
wir »sensibel«, Augenreize nennen wir
»visuell« und Gehörreize nennen wir
»akustisch«. Daher
Sensibel, Visuell oder Akustisch
Evozierte Potenziale
(SEP,
VEP und
AEP).
Die Messung selbst erfolgt, ähnlich wie beim
EEG, mit Kabeln
am Kopf (wir nennen sie
»Oberflächenelektroden«), jedoch nur einige wenige. Dennoch werden wir auch unter
diese Elektroden eine Art Paste streichen. Genau wie beim
EEG
möchten wir Sie bitten, mit gewaschenen Haaren und
ohne Haarprodukte im Haar zur Untersuchung zu
kommen. Die Messung wird eine Weile dauern, weil die
evozierten Potenziale sehr, sehr klein sind
(Mikrovolt, also Millionstel Volt). Daher ist es
notwendig, aus bis zu 200 Messungen Mittelwerte
zu berechnen, um die ständige elektrische
Hirnaktivität (siehe
EEG)
»herauszumitteln«. Zum Glück
machen das Computer für uns!
Neurografie und Myografie (NLG und EMG)
Wenn Sie etwas tun, dann mit Ihrem Körper, der von
Ihrem Gehirn gesteuert wird. Diese
»Wunschübermittlung« erfolgt
über kleine Kabel (wir nennen sie
»Nerven«), die nahezu Ihren gesamten
Körper durchziehen. Die »dicken
Leitungen« leiten so viel Strom, dass man diesen
sogar aus einer Entfernung von einigen
Millimetern noch messen kann. Sollte jedoch eine
solche Leitung (nennen wir sie ruhig »Nerv«)
geschädigt sein, dann ergibt die Messung eine teils
sehr spezifische Veränderung. So können wir
Art und Ort der Schädigung häufig genau
eingrenzen. Hierfür ist es jedoch
notwendig, den Nerven mit einem kleinen Impuls zu
reizen. Dieser Reiz kann sich etwas unangenehm
anfühlen, ist jedoch gänzlich unbedenklich.
Wenn der Nerv funktioniert, dann wird im Nerv ein Strom
ausgelöst der an einer etwas entfernten
Stelle über einem Muskel oder einer anderen Stelle
des Nerven nach einer kurzen Zeit »empfangen«
werden kann. Die Übertragung erfolgt sehr
schnell, denn ein Nerv kann bis zu 120 Meter in einer
Sekunde überwinden. In der Nervenmessung
(wir nennen sie »Neurografie«) kann die
Geschwindigkeit genau vermessen werden. Diese
»Nerven-Leitungs-Geschwindigkeit«
gibt der Untersuchung die Abkürzung
»NLG«. Die Messung am Muskel nennt man
»Myografie« (EMG),
doch noch genauer ist die Messung im Muskel. Hierfür
bringt man eine sehr dünne nadelförmige
Elektrode in einen Muskel hinein. Dann können wir
Ihrem Muskel bei der Arbeit
»zuhören«. Bei Erkrankungen von
Bandscheibenvorfällen bis zu seltenen
Muskelerkrankungen ist manchmal nur durch eine solche
Myografie eine Diagnosestellung möglich.
Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden
Blutgefäße (Farbduplexsonografie)
Obwohl Ihr Gehirn nur etwa ein Fünfzigstel (1/50-tel)
Ihres Körpergewichtes ausmacht,
benötigt es doch ein Fünftel (1/5-tel)
der gesamten Energie. Wenn Sie also am Tag 5 Brötchen
essen, dann ist eines davon für Ihr Gehirn. Ein solch
energiehungriges Organ muss dementsprechend
gut durchblutet werden. Hierfür wird das
sauerstoff- und nährstoffreichste Blut aus
dem Herzen zuallererst zum Gehirn geleitet. Diese
Adern (wir nennen sie »Arterien«) sind infolge
der herznahen Lage einer gewissen Druckbelastung
ausgesetzt. Wenn Sie dann noch einen zu hohen
Blutdruck haben, dann wird der Druck auf diese
hirnversorgenden Arterien weitergegeben und
kann sie schädigen. Auch andere
»Gefäßrisikofaktoren«
sind bekannt: Rauchen, Diabetes mellitus, hohes
Cholesterin, Übergewicht, schlechte
Ernährung und zu wenig körperliche
Aktivität. Diese führen zu Ablagerungen
insbesondere an Aufzweigungen der Arterien. Obwohl
diese zunächst jahrelang keine Beschwerden
machen, können irgendwann scheinbar
plötzlich Verengungen oder gar
Verschlüsse auftreten und
Schlaganfälle verursachen. Aber dank
der Ultraschalltechnik können wir bereits
geringe Ablagerungen sichtbar machen, eine Suche
nach den Risikofaktoren anstoßen und falls
nötig auch mit Medikamenten gegensteuern. Starke
Verengungen kann man mit Eingriffen wie
Operationen oder Stentimplantationen behandeln.
Hierfür ist ein Krankenhausaufenthalt
erforderlich. Im Anschluss daran sind
Ultraschallkontrollen notwendig und
können von uns durchgeführt werden.
Lumbalpunktion (LP)
zur Nervenwasseruntersuchung
Hinter Ihrem Schädelknochen sitzt Ihr Gehirn.
Aber eigentlich müsste man sagen dort
»schwimmt« Ihr Gehirn, denn es ist
vollständig von Wasser umgeben. Dieses
Nervenwassser (wir nennen es »Liquor«)
sieht auch tatsächlich aus wie klares
Quellwasser. Normalerweise jedenfalls, denn
manche neurologische Erkrankung kann zu
Trübung oder Einfärbung des Liquors
führen, beispielsweise
Hirnhautentzündung oder
Hirnblutung gehören dazu. Diese schweren
Krankheiten verursachen meist so ernste
Beschwerden, dass sie fast immer in
Krankenhäusern diagnostiziert und
behandelt werden müssen. Doch auch weniger
akute, wenngleich nicht unbedingt ungefährliche
Veränderungen kann die Untersuchung des
Nervenwassers erfassen. So ist diese Methode bei
einem begründeten Verdacht auf Borreliose oder
Multiple Sklerose unumgänglich. Um an Ihr
Nervenwasser zu gelangen müssen wir zum
Glück nicht in Ihren Schädel bohren (das
wäre uns zu gefährlich). Wir werden das Wasser
dort entnehmen, wo es am wenigsten schwierig ist: an
der unteren Wirbelsäule, mit einer dünnen
Hohlnadel. Während der Punktion der
Lendenwirbelsäule (wir nennen die Stelle am
unteren Rücken »lumbal«, daher der Name
»Lumbalpunktion« oder kurz »LP«) werden Sie mit gebeugtem Rücken auf einer
Trage sitzen. Die Menge des entnommenen Liquors ist
in der Regel gering, meist 4 bis 6 Milliliter.
Insgesamt sind etwa 200 Milliliter Nervenwasser
(so viel wie in ein Wasserglas passen) in Ihrem
Körper (also im Kopf und um das Rückenmark
herum) vorhanden. Dennoch kann es nach der
Lumbalpunktion gelegentlich zu
Kopfschmerzen kommen, die durch reichlich
Flüssigkeitsaufnahme nach der Punktion
vermieden werden soll. Vor der Untersuchung
werden wir die Details mit Ihnen ausführlich
besprechen.